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Frankenpost

Lebenswichtige Zellen als Hoffnung


Leukämie | Knochenmark-Transplantation und die wichtigen Spenderdatenbanken – Wie alles vor sich geht


Erschienen im Ressort "Der gute Rat" am 02.11.2009

Von Michael Draeke


Die Diagnose Leukämie ist ein schweres Schicksal. Wenn Kinder oder Erwachsene an Blutkrebs erkranken, wenden sich Eltern oder Angehörige nicht selten mit verzweifelten Appellen an die Öffentlichkeit, um passende Knochenmarkspender zu finden. Mit Hilfe einer Blutprobe oder eines Speichelabstrichs lässt sich klären, wer als Spender infrage kommt.



Jutta Gebhardt

Die Anreicherung von Stammzellen, „Killer“ der Tumorzellen,
wird im Labor untersucht. Foto: dpa


Aus Knochenmark können blutbildende Stammzellen gewonnen werden, die vielen Leukämie-Patienten das Leben retten. Aufgrund bösartiger Veränderungen des Blutes kann ihr Körper nicht mehr genug gesunde Blutzellen produzieren. Wenn andere Therapien nicht mehr helfen, wird eine Stammzell-Transplantation in Erwägung gezogen. Zuvor bekomme der Patient eine hoch dosierte Chemotherapie, die nahezu alle Blutzellen und damit im besten Fall auch die Krebszellen vernichte, sagt Barbara Bude, Ärztin bei der „Deutschen Knochenmarkspender-Datei“. Um danach wieder ein normales Blutbild entwickeln zu können, seien die Patienten auf fremde Stammzellen angewiesen.


Einen passenden Spender zu finden, gleicht jedoch oft der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Denn im Blut von Spender und Empfänger müssen bestimmte Gewebestrukturen – die sogenannten HLA-Merkmale – übereinstimmen. In etwa einem Viertel der Fälle stößt man bei engen Familienangehörigen auf die passenden Strukturen. Für alle übrigen Patienten muss ein Spender außerhalb der Familie gesucht werden.


Für solche Fälle sammeln zahlreiche Suchdatenbanken – die DKMS ist nur eine von ihnen – die Daten freiwilliger Spender. Über das „Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD)“ in Ulm sind die Archive bundesweit und international vernetzt. Um als Spender in eine der Datenbanken aufgenommen zu werden, muss zunächst der Gewebetyp des Blutes im Labor typisiert werden mittels einer Blutprobe oder eines Speichelabstrichs. Wenn keine Einwände gegen eine mögliche Stammzell-Transplantation bestehen, wird der potenzielle Spender in einer Datei registriert.


Für eine Neuaufnahme in die DKMS-Datei kommen im Prinzip alle gesunden Menschen zwischen 18 und 55 Jahren infrage. Nicht berücksichtigt werden können unter anderem stark Über- oder Untergewichtige, Menschen mit Herz-Kreislauf- und Lungenkrankheiten oder chronischen Erkrankungen wie Diabetes und Rheuma.


Ergibt die Suche in einer der Datenbanken einen Treffer, wird zunächst sichergestellt, ob der Registrierte weiterhin für eine Spende zur Verfügung steht. Sagt der Spender Ja, finden zunächst weitere Untersuchungen statt und es wird erneut eine Blutprobe überprüft.


Für die Entnahme der Stammzellen stehen zwei Verfahren zur Verfügung. Eine operative Knochenmarkentnahme unter Vollnarkose, wie sie früher häufig vorkam, ist heute in vielen Fällen nicht mehr nötig. Stattdessen bekommen immer mehr Spender fünf Tage lang ein Medikament gespritzt, mit dessen Hilfe Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut ausgeschwemmt werden. Ähnlich wie bei einer Dialyse werden die Spender danach an eine Maschine angeschlossen, die die Zellen aus dem Blut herausfiltert. Diese Stammzell-Entnahme ist weniger aufwändig und bedarf keiner Narkose.


Zellen fehlen Spender nicht


Gesundheitliche Beeinträchtigungen müssen Knochenmarkspender nicht fürchten. Ihr Blutbild regeneriert sich meistens in kurzer Zeit: Gesunde haben genug eigene Stammzellen, die entnommenen fehlen dem Spender nicht. Im Laufe der Stammzell-Entnahme müssen die Spender lediglich mit grippeähnlichen Symptomen wie Mattigkeit oder Kopfschmerzen rechnen, die leicht behandelbar sind. Die Kosten für Voruntersuchungen, An- und Abreise sowie einen etwaigen Verdienstausfall bekommen Spender ersetzt.


Für die Empfänger der Stammzellen bedeutet die Transplantation neue Hoffnung. Eine Heilung kann aber nicht garantiert werden. Denn in einigen Fällen treten trotz aller Vorsicht Abstoßungsreaktionen im Körper auf. Nach einer Frist von sechs bis acht Wochen können sich Spender bei ihrer Datei anonym über den Gesundheitszustand des Empfängers erkundigen. Zwei Jahre nach der Transplantation gibt es zudem die Möglichkeit, dass beide einander kennenlernen.

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•  16.05.10   •  ©  FJ / MS  •